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Drei hartnäckige QA-Mythen, die 2025 verschwinden sollten

geschrieben von Tina

In der Qualitätssicherung (QA) halten sich hartnäckige Mythen. Zum Jahresende wollen wir endlich mit veralteten Ansichten brechen, die den Weg für effiziente QA blockieren. Von der falschen Annahme, dass Qualitätssicherung nur am Ende eines Projekts relevant ist, bis hin zur Überzeugung, dass Testautomatisierung alle Probleme löst: Diese Annahmen halten sich unbegründet. In unserem Artikel werfen wir einen Blick auf drei der größten QA-Mythen, die wir 2025 endgültig begraben sollten.


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Mythos: „Automatisierung ersetzt manuelles Testing!“

Automatisierte Tests sind zweifellos ein unverzichtbares Werkzeug, um wiederkehrende Aufgaben effizient zu erledigen und bei großen Projekten eine umfassende Testabdeckung sicherzustellen. Dennoch ist der Mythos, dass Automatisierung das manuelle Testing vollständig ersetzt, nicht richtig. Effizientes Testing erfordert nach wie vor menschliche Expertise, insbesondere bei komplexen Szenarien, unklaren Anforderungen oder kreativen Problemlösungen. Da diese oft nicht von automatisierten Testverfahren erfasst werden können. Laut einer Studie von Forrester aus dem Jahr 2023 müssen mindestens 40 % der Tests manuell durchgeführt werden, da sie spezielle Intuition und Anpassungsfähigkeit erfordern, die nur ein Mensch bieten kann. Besonders bei Tests der Barrierefreiheit zeigt sich, dass nur etwa 20 % automatisiert werden können – der Rest erfordert menschliche Tester*innen, um sicherzustellen, dass Software für alle User zugänglich ist.1

Warum manuelle Tests unersetzlich sind: 

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Intuition und Kreativität
Nur menschliche Tester*innen können ungewöhnliche Szenarien simulieren oder sich in die Perspektive der Endnutzer*innen versetzen, um potenzielle Probleme zu erkennen, die automatisierte Tests übersehen würden.
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User Experience (UX)
Die Bewertung der Benutzerfreundlichkeit eines Features erfordert ein hohes Maß an Empathie und Erfahrung. Manuelle Tests sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Software intuitiv und angenehm zu bedienen ist.

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Exploratives Testing
Bei der Entwicklung neuer Features bieten manuelle Tests die nötige Flexibilität, um unvorhergesehene Schwachstellen oder verborgene Fehlerquellen zu identifizieren, die durch automatisierte Tests oft nicht erfasst werden.

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Sinnhaftigkeit
Automatisierte Tests können überprüfen, ob Elemente vorhanden sind, jedoch nicht, ob sie auch inhaltlich Sinn ergeben. Nur menschliche Tester*innen können beurteilen, ob Texte verständlich und sinnvoll formuliert sind, was für die Qualität der Software entscheidend ist.

💡 Tipp: Die erfolgreichsten QA-Strategien setzen auf eine Kombination aus automatisierten Tests und den Fähigkeiten erfahrener Tester*innen. Tools wie Selenium, Cypress und Appium ermöglichen eine effiziente Automatisierung, während exploratives Testing und UX-Analysen die entscheidende menschliche Perspektive einbringen, um unvorhergesehene Probleme und Benutzererfahrungen zu verbessern.

1: Forrester. (2023). Predictions 2023: Automation and robotics. Link: https://www.forrester.com/report/predictions-2023-automation-and-robotics/RES178243



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Mythos: „QA ist nur am Ende des Entwicklungszyklus wichtig!“ 

Laut einer Studie des IBM Systems Sciences Institute sind die Kosten für die Behebung eines Fehlers, der nach der Produktfreigabe entdeckt wird, 4 bis 5 Mal so hoch wie die Kosten für einen Fehler, der bereits während der Entwicklungsphase identifiziert wird. In der Wartungsphase können diese Kosten sogar bis zu 100-mal höher ausfallen.

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Abbildung: Relative Kosten der Fehlerbeseitigung
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an IBM Systems Sciences Institute3

 

Die Studie zeigt, dass Bugs in der Wartungsphase bis zu 100-mal teurer zu beheben sind als in der Design-Phase. Dies unterstreicht die Bedeutung, Fehler so früh wie möglich zu erkennen und zu beheben, um hohe Nachbearbeitungskosten zu vermeiden. Eine frühzeitige Integration von Tests verbessert nicht nur die Softwarequalität, sondern steigert auch die Effizienz des gesamten Projekts.

💡 Tipp: Integriere Testing so früh wie möglich in den Entwicklungsprozess („Shift Left“). Beginne bereits in der Planungsphase mit Code-Reviews, Anforderungsanalysen und ersten Tests. Setze auf Continuous Integration/Continuous Deployment (CI/CD), um kontinuierlich Tests durchzuführen und frühzeitig Feedback zu erhalten. Tools wie Jenkins oder GitLab CI/CD erleichtern es, Testing nahtlos in den Entwicklungszyklus zu integrieren.

3: Dawson, M. / Burrell, D. / Rahim, E./ Brewster, S.(2010). Journal of Information Systems Technology and Planning. 3. S. 49-53. 



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Mythos: „Ein Test, der einmal erfolgreich Fehler ermittelt hat, wird immer aussagekräftig bleiben!“

Das stimmt nicht. Wiederholte Tests verlieren mit der Zeit an Effektivität, da sich die Rahmenbedingungen des Testobjekts kontinuierlich ändern. Neue Content-Elemente auf einer Webseite oder Änderungen in der Architektur einer Anwendung können dazu führen, dass alte Tests nicht mehr alle relevanten Szenarien abdecken.

Veraltete Tests anzuwenden, ohne sie anzupassen, ist kontraproduktiv, da sie nicht mehr die realen Bedingungen widerspiegeln. Eine Studie von Tricentis zeigt, dass 64 % der Tests in traditionellen QA-Umgebungen ineffektiv sind, was nicht nur Ressourcen verschwendet, sondern auch die Testphase unnötig verlängert.

Was wirklich zählt: 

  • Priorisierung: Teste zuerst die Features, die für die Funktionalität oder Sicherheit der Software entscheidend sind.
  • Aktualisierung: Tests müssen regelmäßig angepasst werden, um mit den sich ändernden Bedingungen Schritt zu halten und ihre Effizienz zu erhalten.
  • Ergänzung: Neue Tests können notwendig werden, um Änderungen am Testobjekt umfassend abzudecken.

💡 Tipp: Eine durchdachte Teststrategie kombiniert Unit-Tests, die einzelne Codeabschnitte überprüfen, mit Integrationstests, die das Zusammenspiel verschiedener Module sicherstellen. Zusätzlich sollte ein risiko-basiertes Testdesign verwendet werden, um die kritischsten Bereiche zuerst zu prüfen und so gezielt die größten Risiken zu minimieren.


 
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Fazit

Die Mythen rund um Qualitätssicherung (QA) sind mehr als nur Missverständnisse – sie können den Fortschritt und die Qualität in der Softwareentwicklung massiv behindern. Wenn wir diese Mythen kritisch hinterfragen und ihre Schwächen aufdecken, schaffen wir die Grundlage für eine fundierte, faktenbasierte QA-Strategie. So können wir nicht nur Prozesse optimieren, sondern auch innovative Ansätze fördern und einen nachhaltigen Beitrag zur Qualität moderner Software leisten.

 

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